Eine Rose mit rosa Blütenblättern: Wie FTD Deb Jobes verborgene Künstlerin enthüllte
Deb Jobe, Co-Vorsitzende des AFTD-Beirats für Menschen mit FTD, wurde in der Zeitschrift vorgestellt. Gehirn & Leben für die Blüte ihrer künstlerischen Begabung parallel zu den FTD-Symptomen.
Jobe hätte sich nie vorstellen können, dass sie zeichnen könnte. Jahrelang brachten ihre Versuche nichts weiter als Strichmännchen hervor – die Art, die selbst ein Kindergartenkind erschaudern lassen würde. Fragt man ihren Mann Jon, wird er es bestätigen: Kunst gehörte einfach nicht zu ihren Stärken.
Dann folgte 2022 die FTD-Diagnose.
Heute erschafft die 58-Jährige detailreiche Kunstwerke, die ihr Zuhause in St. Louis mit Farben erfüllen. Pastellkreide, Aquarellfarben, Buntstifte, Ölpastellkreide, Filzstifte – sie verwendet sie alle. Eine zarte Rose mit rosa Blütenblättern. Eine kosmische Galaxie für ihren Enkel. Ein wilder Drache, der Gestalt annimmt, für Jon. Jedes Werk steht für etwas Unerwartetes: ein kreatives Erwachen, das mit der verheerenden Diagnose einer frontotemporalen Demenz in Verbindung mit einem kortikobasalen Syndrom einherging.
“Ich habe beim Malen viel inneren Frieden gefunden”, sagt Jobe. “Es ist sehr beruhigend.”
Ihr Mann drückt es anders aus: “Ihre Kunst erzeugt positive Schwingungen. Sie bereitet ihr Freude.”
Die Geschichte begann ganz harmlos. Jobes Schwägerin schenkte ihr ein Malbuch für Erwachsene und Buntstifte. Zuerst malte sie nur innerhalb der Linien. Doch dann änderte sich etwas. Sie begann, eigene Bilder zu erschaffen und verließ die Sicherheit der vorgegebenen Formen, um in unbekanntes kreatives Terrain vorzudringen.
Wenn sich das Gehirn selbst neu verdrahtet
Was Jobe widerfährt, ist kein Einzelfall, wenngleich er relativ selten ist. Bruce Miller, MD, FAAN, ein angesehener Professor für Neurologie am Weill Institute for Neurosciences der UC San Francisco, erforscht dieses Phänomen seit fast drei Jahrzehnten.
Dr. Miller ist ein führender Experte für FTD; er ist Ehrenmitglied der AFTD. Medizinischer Beirat und die Empfänger des Susan Newhouse & Si Newhouse Award of Hope bei AFTDs Hope Rising Benefit im Jahr 2024.
Seine Theorie? Wenn FTD die frontalen Hirnregionen schädigt, kann dies unbeabsichtigt die hinteren Regionen aktivieren. Der vordere Teil verliert die Kontrolle; der hintere Teil bricht aus. Die Folge kann eine Explosion visueller Kreativität bei Menschen sein, die zuvor keinerlei künstlerische Neigung zeigten.
“Wir haben beobachtet, wie Menschen, die sich zuvor für keinerlei Kunst interessiert hatten, zu äußerst produktiven bildenden Künstlern wurden”, erklärt Dr. Miller. Eine 2023 in JAMA Neurology veröffentlichte Studie, an der er mitwirkte, untersuchte 689 Personen mit frontotemporaler Demenz (FTD) und identifizierte 17 von ihnen, die neue oder deutlich veränderte kreative Fähigkeiten entwickelten. Ihre MRT-Aufnahmen zeigten ein faszinierendes Bild: Ein reduziertes Volumen im linken Temporallappen korrelierte mit einer erhöhten Aktivität in Hirnregionen, die für die visuelle Assoziation zuständig sind.
Eine im „Journal of Neural Transmission“ veröffentlichte Studie dokumentiert ein typisches Muster: Kreativität tritt zwei bis acht Jahre nach der Diagnose in Erscheinung. Frühe Werke tendieren zu realistischer Darstellung – erkennbare Objekte, vertraute Themen. Im Laufe der Zeit entwickelt sich die Kunst hin zu Abstraktion und Symbolik, was möglicherweise die sich wandelnde innere Welt des Künstlers widerspiegelt.
Wissenschaftler vermuten, dass dieser kreative Schub mehreren Zwecken dient: einer neuen Sprache, wenn Worte versagen, einem Weg zur Heilung und einem Ausdruck des Selbst, der die Grenzen der Krankheit überwindet.
Das Zeitfenster
Diesen Geschichten wohnt eine bittersüße Note inne. Das kreative Potenzial ist nicht von Dauer. Mit dem Fortschreiten der FTD und dem damit einhergehenden Abbau der körperlichen Fähigkeiten verblasst die künstlerische Ausdrucksfähigkeit schließlich. Dr. Miller betont, warum dies so wichtig ist: Ärzte und Angehörige müssen diese neu entstehenden Stärken erkennen und fördern, anstatt sich nur mit den Verlusten auseinanderzusetzen.
Für Deb ist Zeichnen mehr als nur ästhetischer Genuss. Es beruhigt den Alltag. Es holt sie in den gegenwärtigen Moment zurück, weg von Sorgen und Grübeleien. Es schenkt ihr etwas Schönes, das sie mit ihren Lieben teilen kann.
Bei einer Krankheit, die so viel fordert, verdient dieses unerwartete Geschenk Anerkennung – und Zeit und Raum, um sich zu entfalten.
Um das vollständige Interview zu lesen, Klick hier.
Weitere Informationen zu FTD-Unterstützung und -Ressourcen finden Sie unter theaftd.org oder telefonisch unter (866) 507-7222.
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